Polypen sind in der Regel unauffällig, können unbehandelt jedoch bösartige Tumore verursachen. Umso wichtiger ist es, Warnzeichen früh zu erkennen und die Ursachen abklären zu lassen. Erfahren Sie hier, wie Polypen entstehen, wie sie erkennbar sind und welche Behandlungsmöglichkeiten ergriffen werden können.
Was sind Polypen?
Polypen sind abnorme Wucherungen, die aus dem Gewebe bestimmter Organe oder Körperstrukturen herausragen. Sie entstehen oftmals in Folge einer Entzündung und können in verschiedenen Teilen des Körpers wie dem Magen-Darm-Trakt, den Nasennebenhöhlen, der Gebärmutter oder der Blase auftreten.
Polypen entwickeln sich aus der Schleimhaut und können flach oder gestielt sein. Allgemein können Polypen sowohl gut als auch bösartig sein. Dies lässt sich in der Regel nur durch eine Untersuchung feststellen. Um das Krebsrisiko zu mindern, ist eine frühzeitige Erkennung von Polypen wichtig, um geeignete Behandlungen zu ergreifen.1
Ursachen von Polypen
Polypen entstehen, wenn Zellen in der Schleimhaut abnormales Wachstum zeigen. Es gibt verschiedene Arten von Polypen, die häufigsten sind jedoch Adenome. Adenome sind gutartige Tumore, die aus Drüsengewebe bestehen. Die Entstehung von Polypen ist ein komplexer Prozess, der durch verschiedene Faktoren beeinflusst wird. Zu den möglichen Ursachen und Risikofaktoren:
Genetische Veranlagung
Eine familiäre Veranlagung kann eine Rolle bei der Entstehung von Polypen spielen. Bestimmte erbliche Syndrome wie das familiäre adenomatöse Polyposis-Syndrom (FAP) oder das Lynch-Syndrom erhöhen das Risiko für die Entwicklung von Polypen und Darmkrebs. Menschen mit einer Familiengeschichte von Polypen oder Darmkrebs haben ein höheres Risiko, selbst Polypen zu entwickeln.
Alter
Das Risiko für Polypen steigt mit dem Alter. Polypen werden häufiger bei Menschen über 50 Jahren diagnostiziert. Dies liegt daran, dass das Wachstum von Polypen in der Regel ein schrittweiser Prozess ist und im Laufe der Zeit auftreten kann.
Chronische Entzündungen
Chronische Entzündungen im Magen-Darm-Trakt, wie bei Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn, können das Risiko für Polypen erhöhen. Entzündliche Prozesse können zu Veränderungen in der Schleimhaut führen und das Wachstum von Polypen begünstigen.
Ernährungsfaktoren
Die Ernährung spielt bei der Entstehung von Polypen eine wichtige Rolle. Eine ballaststoffarme Ernährung, die reich an rotem Fleisch, verarbeiteten Lebensmitteln und gesättigten Fettsäuren ist, erhöht das Risiko für Polypen. Auf der anderen Seite kann eine Ernährung, die reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und Ballaststoffen ist, schützend wirken und das Risiko für Polypen verringern.
Rauchen und Alkoholkonsum
Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum wurden mit einem erhöhten Risiko für Polypen im Magen-Darm-Trakt in Verbindung gebracht. Diese Gewohnheiten können zu Schäden an der Schleimhaut führen und das Wachstum von Polypen begünstigen.
Übergewicht und Adipositas
Menschen mit Übergewicht oder Adipositas (Fettleibigkeit) haben ein erhöhtes Risiko für Polypen. Das genaue Zusammenspiel zwischen Übergewicht und Polypenbildung ist noch nicht vollständig geklärt, jedoch wird angenommen, dass Hormone und Entzündungen eine Rolle spielen können.
Nicht alle Polypen werden bösartig. Tatsächlich bleiben die meisten Polypen gutartig, einige können jedoch im Laufe der Zeit zu Darmkrebs fortschreiten. Die frühzeitige Entdeckung und Entfernung von Polypen durch eine Darmspiegelung kann das Risiko für die Entwicklung von Darmkrebs verringern. Daher ist es wichtig, regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen durchzuführen, insbesondere bei Personen mit erhöhtem Risiko.2
Polypen: Symptome
Polypen entstehen vor allem bei älteren Menschen und sind nicht immer leicht zu erkennen. Dennoch gibt es Anzeichen, die auf Symptome von Polypen hinweisen können.
Darmpolypen
Darmpolypen entstehen durch die Wölbung der Darmschleimhaut ins Darminnere. Die Wucherungen werden dabei als Adenome bezeichnet und Betroffene haben ein erhöhtes Risiko an Darmkrebs zu erkranken. Besonders im Anfangsstadium können Darmpolypen symptomlos verlaufen, was eine Erkennung erschwert. Mit zunehmender Größe kann sich die Symptomatik jedoch ändern. Allgemeine Symptome von Darmpolypen sind:
- Keine Symptome: Darmpolypen verursachen häufig keine offensichtlichen Symptome und werden oftmals durch Zufall während einer Vorsorgekoloskopie entdeckt.
- Veränderungen im Stuhlgang: Polypen können vor allem im fortgeschrittenen Stadium zu Veränderungen in der Stuhlgewohnheit wie Durchfall, Verstopfung oder schmieriger Stuhl führen.
- Blut im Stuhl: Einige Darmpolypen können Blutungen im Stuhl verursachen, die mit der Zeit sichtbar werden können.
- Bauchschmerzen: Bei größeren oder entzündeten Polypen können vermehrt Bauchschmerzen auftreten.
Magenpolypen
Magenpolypen sind gutartige Gewebsneubildungen der Magenschleimhaut, die besonders im kleinen Zustand relativ symptomfrei verlaufen. Sie entstehen meist bei älteren Menschen und können sich zu bösartigen Tumoren entwickeln. Mit zunehmender Größe können Symptome auftreten:
- Magenschmerzen: Ein häufiges Symptom von Magenpolypen sind Bauchschmerzen oder Beschwerden im Oberbauch.
- Übelkeit und Erbrechen: Betroffene können Übelkeit und gelegentliches Erbrechen verspüren.
- Blutungen: Manche Magenpolypen können zu Blutungen führen, die sich durch Erbrechen von Blut (Hämatemesis) oder Teerstuhl (Melena) äußern können. Dabei ist der Stuhl sehr dunkel.
- Anämie: Chronische Blutungen von Magenpolypen können zu einer Anämie führen, die sich durch Symptome wie Müdigkeit, Schwäche und Blässe äußern kann.
- Appetitveränderungen: Es können Veränderungen im Essverhalten oder ein vermindertes Appetitgefühl auftreten.
- Gewichtsverlust: Insbesondere bei Polypen mit größerem Ausmaß kann ein unerklärlicher Gewichtsverlust auftreten.
Gebärmutterpolypen (Endometrium-Polypen)
Diese Art der Polypen sind Wucherungen in der Gebärmutter und bilden sich an der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium). Sie bilden sich häufig nach den Wechseljahren und sind in der Regel gutartig. In einigen Fällen kann aus den Wucherungen jedoch Krebs entstehen und Fehlgeburten sowie Sterilität verursachen. Symptome sind:
- Ungewöhnliche vaginale Blutungen: Das häufigste Symptom bei Gebärmutter-Polypen sind unregelmäßige Blutungen wie starke Menstruationsblutungen, Zwischenblutungen oder Blutungen nach den Wechseljahren.
- Schmerzen im Unterbauch: Einige Frauen können leichte bis wehenähnliche Schmerzen im Unterbauch verspüren.
Nasenpolypen
- Verstopfte Nase: Die verstopfte Nase ist eines der häufigsten Symptome von Nasenpolypen. Sie können die Nasengänge blockieren und zu einer verstopften oder behinderten Nasenatmung führen.
- Schleimabfluss: Betroffene können einen ständigen Ausfluss von dickem, klarem Schleim aus der Nase bemerken.
- Vermindertes Geruchsempfinden: Polypen können das Riechvermögen beeinträchtigen.
- Gesichtsschmerzen: Bei größeren Polypen können Gesichtsschmerzen auftreten, insbesondere im Bereich der Stirn.
- Druckgefühl: Ein Druckgefühl im Gesicht oder um die Augen herum ist möglich.3
Diagnose von Polypen
Die Diagnose von Polypen ist abhängig von deren Lokalisation und Größe. Bei großen Polypen in der Nase können diese bereits mit bloßem Auge erkannt werden. Handelt es sich jedoch um Dickdarmpolypen, werden diese in der Regel durch eine Darmspiegelung (Koloskopie) diagnostiziert. Bei einer Darmspiegelung verwendet der Arzt ein flexibles Endoskop, das mit einer Kamera ausgestattet ist, um den Dickdarm zu untersuchen. Während der Untersuchung kann der Arzt Polypen identifizieren und falls erforderlich, Gewebeproben entnehmen.
Anamnese und körperliche Untersuchung
Während der Anamnese wird der Arzt Ihre Symptome, Ihre Krankengeschichte und mögliche Risikofaktoren wie familiäre Vorbelastungen erfassen. Bei der körperlichen Untersuchung kann der Arzt die betroffene Stelle abtasten und mögliche Anzeichen von Polypen wie eine vergrößerte oder druckempfindliche Region feststellen.
Stuhluntersuchung
Eine Stuhlprobe kann auf okkultes Blut (nicht sichtbares Blut) untersucht werden. Dies erfolgt durch Tests auf verborgenes Blut im Stuhl, was auf eine mögliche Blutungsquelle wie Polypen hinweisen kann. Eine positive Stuhluntersuchung auf okkultes Blut erfordert dabei weitere diagnostische Maßnahmen zur genauen Lokalisierung der Blutungsquelle.
Bildgebende Verfahren
- Koloskopie: Dieses Verfahren gilt als Goldstandard zur Erkennung von Polypen. Dabei führt der Arzt ein flexibles, beleuchtetes Instrument (Koloskop) durch den Anus in den Dickdarm ein und untersucht den gesamten Darm auf das Vorhandensein von Polypen. Während der Koloskopie können Polypen direkt erkannt und bei Bedarf entfernt werden.
- Virtuelle Koloskopie (CT-Kolonographie): Bei dieser nicht-invasiven Methode werden computergestützte Tomographie (CT) und spezielle Software verwendet, um detaillierte Bilder der betroffenen Stelle zu erzeugen. Die Bilder können dann auf Polypen untersucht werden. Bei positiven Befunden ist oft eine nachfolgende Koloskopie zur Entfernung der Polypen erforderlich.
Biopsie
Wenn während einer Koloskopie oder einer anderen Untersuchung ein Polyp entdeckt wird, kann der Arzt eine Gewebeprobe (Biopsie) entnehmen. Diese Gewebeprobe wird dann mikroskopisch untersucht, um festzustellen, ob der Polyp gutartig (benigne), präkanzerös oder bösartig (maligne) ist. Eine Biopsie hilft auch, den genauen Polypentyp zu bestimmen, wie beispielsweise einen adenomatösen Polypen, der mit einem erhöhten Krebsrisiko assoziiert ist.
Genetische Tests
Bei Personen mit einer familiären Veranlagung für Polypen oder Krebs können genetische Tests durchgeführt werden. Diese Tests können nach spezifischen genetischen Veränderungen suchen, die mit der Entwicklung von Polypen in Verbindung stehen, wie zum Beispiel Mutationen in den Genen APC oder MUTYH.
Die Darmspiegelung als Screening-Methode wird zur Früherkennung von Darmkrebs empfohlen. Sie ermöglicht es, sowohl Polypen zu entdecken als auch diese direkt während der Untersuchung zu entfernen. Die regelmäßige Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen kann das Risiko für Krebs und seine Vorstufen deutlich reduzieren.
Polypen – Behandlung
Die Behandlung von Polypen besteht in der Regel darin, sie zu entfernen, um das Risiko einer bösartigen Entwicklung zu verringern. Die genaue Vorgehensweise hängt von verschiedenen Faktoren wie der Art, Größe, Anzahl und Lage der Polypen ab. Zu den gängigsten Verfahren zählen:
- Polypektomie: Bei den meisten Polypen, insbesondere bei kleinen und gutartigen Polypen, kann eine Polypektomie während einer Koloskopie durchgeführt werden. Dabei wird ein spezielles Instrument durch das Koloskop eingeführt, um den Polypen zu entfernen. Dies kann durch das Abschneiden des Polypen mit einer Schlinge (Schlingenpolypektomie), das Abtragen des Polypen mit einer elektrischen Schlinge (elektrochirurgische Polypektomie) oder andere Techniken erfolgen. Die entfernten Polypen werden dann zur weiteren Untersuchung an ein Labor geschickt.
- Endoskopische Mukosaresektion (EMR): Bei größeren Polypen kann eine endoskopische Mukosaresektion erforderlich sein. Dabei wird eine größere Schleimhautregion um den Polypen entfernt. Dieses Verfahren wird oft bei flachen oder breitbasigen Polypen angewendet, bei denen eine herkömmliche Polypektomie schwierig sein könnte.
- Chirurgische Entfernung: In seltenen Fällen, in denen Polypen sehr groß sind oder tiefer in die Schleimhäute eindringen, kann eine chirurgische Entfernung erforderlich sein. Dies wird normalerweise als offene Operation oder minimal-invasive laparoskopische Operation durchgeführt.
Polypen vorbeugen – geht das?
Es gibt Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um das Risiko von Polypen zu verringern oder ihrer Entstehung vorzubeugen. Hier sind einige vorbeugende Maßnahmen:
- Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen: Die regelmäßige Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen, insbesondere an Darmspiegelungen, ermöglicht es, Polypen frühzeitig zu erkennen und zu entfernen, bevor sie bösartig werden. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, wie oft Sie sich untersuchen lassen sollten.
- Gesunde Ernährung: Eine ballaststoffreiche Ernährung, die ausreichend Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte enthält, kann dazu beitragen, das Risiko von Polypen zu reduzieren. Vermeiden Sie den übermäßigen Konsum von rotem Fleisch und verarbeiteten Lebensmitteln, da diese mit einem erhöhten Risiko in Verbindung gebracht werden.
- Begrenzung des Alkoholkonsums: Übermäßiger Alkoholkonsum kann das Risiko von Polypen erhöhen. Es wird empfohlen, den Alkoholkonsum auf ein moderates Niveau zu beschränken oder ganz zu vermeiden.
- Rauchverzicht: Rauchen ist mit einem erhöhten Risiko für Polypen verbunden. Wenn Sie rauchen, sollten Sie in Betracht ziehen, mit dem Rauchen aufzuhören, um Ihre allgemeine Gesundheit zu verbessern und das Risiko von Polypen zu verringern.
- Bewegung und Gewichtskontrolle: Regelmäßige körperliche Aktivität und die Aufrechterhaltung eines gesunden Körpergewichts können dazu beitragen, das Risiko von Polypen zu senken.
- Familiäre Vorgeschichte: Wenn Sie eine familiäre Vorgeschichte von Polypen oder Darmkrebs haben, sollten Sie dies mit Ihrem Arzt besprechen. In einigen Fällen kann eine spezielle Überwachung oder Untersuchung empfohlen werden.
Häufige Fragen
Eine direkte Testmöglichkeit für zu Hause gibt es hierfür nicht. Sie können lediglich einen Selbsttest durchführen, der auf okkultes Blut im Stuhl reagiert.
Solche Tests erhalten Sie in der Regel in Apotheken oder online und können daheim mittels Stuhlprobe durchgeführt werden, um eine erste Einschätzung zu erhalten. Ein positives Ergebnis deutet darauf hin, dass okkultes Blut im Stuhl in Folge von Polypen vorhanden sein könnte.
Die empfohlene Untersuchungsfrequenz hängt von verschiedenen Faktoren wie dem Alter, der Familienanamnese und dem Vorhandensein von Risikofaktoren ab. In der Regel wird ab dem 50. Lebensjahr eine regelmäßige Darmspiegelung empfohlen.
Dickdarmpolypen können unterschiedlich schnell wachsen. Ihr Wachstum hängt von verschiedenen Faktoren wie ihrer Art, Größe und genetischen Veranlagung ab. In der Regel wachsen Polypen langsam über einen Zeitraum von mehreren Jahren. Es gibt jedoch auch Fälle, in denen Polypen schneller wachsen können. Die regelmäßige Überwachung und Entfernung von Polypen ist wichtig, um das Risiko einer bösartigen Transformation zu verringern.
Ja, einige Polypen haben das Potenzial, sich im Laufe der Zeit zu Darmkrebs zu entwickeln. Die meisten Darmkrebserkrankungen entwickeln sich aus sogenannten Adenomen, einer bestimmten Art von Polypen. Es ist wichtig, durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wie Darmspiegelungen Polypen frühzeitig zu erkennen und zu entfernen, um das Risiko einer bösartigen Transformation zu minimieren.
Ja, ein Darmpolyp kann als eine Art von Tumor betrachtet werden. Ein Polyp ist ein abnormales Wachstum von Gewebe, das in den Schleimhäuten entsteht. Polypen können unterschiedliche Formen haben und variieren in ihrer Größe. Obwohl nicht alle Polypen bösartig sind, haben einige das Potenzial, sich im Laufe der Zeit zu Darmkrebs zu entwickeln.
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